Wie kann Wohnen in der Zukunft ausschauen?

Die Trendforscherin Oana Horx-Strathern widmete sich im Rahmen des Home Reports 2021 den neuen Wohntrends, welche sowohl für Privatpersonen als auch für die Handwerksbranche sehr interessant sein könnten.

Neue Bautechniken, alternative Wohnmodelle, Wohntrends und nachhaltige Materialien bieten allen MöbelbauerInnen, InnenausstattterInnen, ArchitektInnen und auch anderen Branchen eine große Möglichkeit sich kreativ auszuprobieren.
„Eine Veränderung muss jetzt her“, so geht es vielen, denn aufgrund der Corona-Krise hat sich das Verständnis für das eigene Zuhause stark verändert.

Ein Zuhause mit Büro
Der Private Lebensraum ist längst nicht mehr nur ein Zuhause. In der Pandemie wurde dieser auch für viele zum Arbeitsplatz. Dies beschreibt den Wohntrend „Hoffice“, eine Zusammenwirkung von Wohnen und Arbeiten. Um sich in beiden Welten wohlzufühlen, war und ist es wichtig, sich seine eigenen vier Wände so einzurichten, wie es für einen selbst stimmig ist. Die Funktionalität spielt eine große Rolle.
Auch Balkon und Terrasse nahmen in der Krise an Bedeutung zu. Noch nie war es so wichtig eins davon oder beides zu haben und es sein Eigen nennen zu können. Wenn man erst mal „gezwungen“ ist die meiste Zeit zuhause zu sein, verändert sich die Ansicht des Wohnens und auch die Anforderungen am Zuhause.
Das führt zu einer Verschiebung des Fokus was den Wohungs-und Hausbau betrifft und zeigt, dass kreative Lösungen möglich sind, die das Wohngefühl auf ein höheres Level setzen.


Urlaubsflair zu Hause  
Nicht zu vergessen, wurden die eigenen vier Wände nicht nur für Wohnen und Arbeiten genutzt, sondern waren zugleich auch die Urlaubsdestination 2020 und auch noch für viele in diesem Jahr.
Mit -einfach mal ins Auto oder in den Flieger setzen und ab in den Urlaub-, war nichts. Mit dem Wohntrend „Home Suite Home“ wird aufgezeigt, dass Urlaub auch zuhause geht, sogar mit Hotel-Flair.
Und wenn wir schon bei Veränderung sind, auch die Wahl von nachhaltigen Materialien wie Holz, welche die Welt ein Stück besser machen, ist ein weiterer Trend, der vor allem die TischlerInnen anspricht und ihr Können herausfordert.
Materialien sind längst nicht nur Materialien, sie drücken Individualität aus und geben ein angenehmes Gefühl, beruhigen oder regen an, je nachdem wie und was man einsetzt.
Mit dem Rohstoff Holz lässt sich hier einiges machen und TischlerInnen setzen in der aktuellen Werbelinie auf Langlebigkeit, Qualität und eine persönliche Beratung, also warum nicht mit auf diesen Zug springen und sich für ein Hero-Material entscheiden?


Multi-Gen-Möbel
Mehrgenerationenmöbel sind noch nicht überall beliebt, doch wecken sie bei immer mehr die Neugierde. Vor Kurzem noch fast undenkbar den alten Möbeln der vorangegangenen Generationen einen Platz im eigenen Zuhause anzubieten, sind Einrichtungsgegenstände aus den 1940er bis 1970er Jahren immer gefragter.


Megatrend Neo-Ökologie
Dieser Trend beschreibt den Wechsel von der grünen Ökologie hin zur blauen Ökologie. Nachhaltigkeit spielt auch im Interior Design eine große Bedeutung. Es geht längst nicht nur um Ästhetik.
Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit sind die zentralen Eigenschaften der nachhaltigen Materialien und sollen zum Umdenken einladen.


Modulares Bauen
Aufgrund der Corona-Krise und den daraus resultierenden Bedarf an schnellen und günstigen Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen hat diese Bauweise einen wahren Boom erfahren. Doch auch für leistbaren Wohnraum und flexible Bauprojekte eignet sich das Modulare Bauen perfekt. In Zukunft soll sich das Gebäude an die Funktionen anpassen, welche es zu erfüllen hat. Die Veränderbarkeit und Multifunktionalität können schnell auf Herausforderungen reagieren, was wiederum ein Gefühl von Sicherheit schafft.

Nebenprodukte rücken in den Vordergrund

Sägespäne und Hackschnitzel sind längst nicht mehr nur Nebenprodukte bei der Verarbeitung von Baumstämmen, nein, denn die TU Wien und die HS Timber Group suchen gemeinsam im Rahmen des Forschungsprojektes „WoodCamp3D“ eine hochwertige Anwendungsmöglichkeit für genau diese Produkte. Es soll ein Verfahren entwickelt werden, um Holzspäne in ein hochwertiges Biokomposit-Material umzuwandeln. Das daraus entstandene Spezialmaterial soll beispielsweise im Hausbau eingesetzt werden kann. Auch für den 3D-Drucker soll es geeignet sein.


Vision oder Realität?
Auch wenn man sich dies erst nicht vorstellen kann, gibt es eine Erklärung, die das Ganze begreifbar macht.
Das Makromolekül „Lignin“ spielt eine wichtige Rolle für die Eigenschaften von Holz. Es verbindet die Zellen miteinander und sorgt für die Festigkeit des Rohstoffes. In diesem Projekt soll ein Teil des Lignins aus den Holzspänen herausgelöst werden und unter Druck werden die Holzbestandteile dann mit Hilfe einer speziellen Technik neu miteinander verbunden-ganz ohne künstliche Kleber.
Bauingenieur Prof. Josef Füssl (TU Wien) und Chemieingenieur Prof. Anton Friedl sind beide wissenschaftliche Leiter des Projekts und möchten gemeinsam mit der HS Timber Group aufzeigen, dass diese Vision durchaus real werden kann.


Step by Step
Dazu beschreiben ExpertInnen mithilfe von computergestützter Modellierung das Material auf verschiedenen Längenskalen und das von ihrer Mikrostruktur bis hin zur Skala großer Bauelemente. Mittels Materialchemie werden die Zusammenhänge zwischen der Mikrostruktur, den chemischen und physikalischen Eigenschaften analysiert. Das alles und noch viel mehr wird benötigt, um DAS Endprodukt zu schaffen, welches geplant ist. Präzise und step by step zum innovativen und nachhaltigen Werkstoff, welcher leistungsfähiger als Beton und formbar wie Polymere ist.

Ohne Moos nichts los
Mit einer Förderung der HS Timber Group über 1 Million Euro im ersten Forschungsjahr und weiteren 2 Millionen Euro bei positivem Projektverlauf, steht einer erfolgreichen Forschung und Herstellung nichts mehr im Weg, da ist auch Projektbetreuer Hannes Plackner (HS Timber Group) zuversichtlich.

Exoskelette-Alltagswerkzeug für MitarbeiterInnen

Was sich zuerst ein wenig nach Science-Fiction anhört, ist bereits mehr als vorstellbar und kann für viele von uns von großem Nutzen sein. Das Tragen ähnelt dem eines Rucksacks. Man legt das Skelett an, stellt die Gurte ein, passt die Pads an und schon ist man einsatzbereit.

Exoskelette können Muskel-Skelett-Beschwerden und Erkrankungen (MSE) vorbeugen, denn diese sind weit verbreitet und erlauben es einer Vielzahl von Personen nicht mehr der eigenen Arbeit nachzugehen. Diese Art von Unterstützung kann hier einen großen Beitrag für die Gesellschaft leisten und wirkt sich so auch vorteilhaft auf den ArbeitnehmerInnenschutz aus.
Zum Einsatz kommt dieses Alltagswerkzeug vor allem in der Automobilindustrie und in der Baubranche. Aufgrund verschiedener Systeme sind sie vielseitig einsetzbar.

Die Wirksamkeit wurde im Rahmen des EU-Forschungsprojekts „Andy“ evaluiert. Um ganze 55% konnte die körperliche Belastung der ProbandInnen gesenkt werden. So auch die Herzfrequenz, welche um 21% gesenkt wurde. Um einen derart positiven Effekt zu erzielen, ist es wichtig, das richtige Produkt für den jeweiligen Einsatzbereich zu wählen. Doch darf man auch nicht vergessen, dass es sich hier um kein Allerheilmittel handelt, sondern oft auch gängige Optimierungen des Arbeitsplatzes ausreichen, um helfen zu können. Das sieht auch die AUVA Landesstelle Wien so. Sie betont aber auch, dass Exoskelette durchaus Potenzial haben und man die Entwicklung verfolgen werde.


Mehr ist mehr
Man unterscheidet hier zwischen aktiven, passiven und soften Exoskelette-Modellen.
Die aktive Variante enthält einen Motor, welcher stark unterstützt und teilweise auch Bewegungen für einen übernimmt (Beispiel Rehabilitation). Die passive Variante unterstützt mit mechanischen Hilfsmitteln, wie Seilzugsysteme, um hohe Belastungen abzufangen und das softe Modell unterstützt und stabilisiert bestimmte Körperbereiche. Diese würde sich beispielsweise gut für die Baubranche eignen.

Angebot und Nachfrage
Da bereits 30 Firmen die Exoskelette anbieten, hat man schon jetzt eine Bandbreite an Möglichkeiten. In Zukunft wird sowohl das Angebot als auch das Interesse wachsen.

Professionelle Übergabe
Da Exoskelette komplexe Modelle sind, können sie nur unterstützen, wenn man NutzerInnen eine ausreichende Einschulung ermöglicht. Ohne diese Übergabe macht die Verwendung wenig Sinn bzw. kann das Skelett nicht sachgemäß unterstützen. Auch eine Sensibilisierung bezüglich möglicher Risiken ist hier unverzichtbar. Was mit der Nutzung einhergeht sind mögliche Adaptierungen des Arbeitsplatzes und der Fluchtwege, da sich der eigene Bewegungsradius etwas erweitert.
Erste Erfahrungen mit dem Alltagswerkzeug konnten die Firma Hartl Haus und der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson Linz machen. Die Gesundheit der MitarbeiterInnen steht hier im Fokus und das Echo war positiv. So werden nun fünf Exoskelette bei Hartl Haus eingesetzt. Dabei ist zu erwähnen, dass eine Arbeitsmedizinerin die Verwendung koordiniert und jederzeit für Fragen bereitsteht.

Der Preis ist heiß
Gesundheit hat seinen Preis, das hört man ja öfter und so ist es auch mit den Exoskeletten. Diese besondere Technik ist nicht gerade günstig. Der Preis liegt derzeit zwischen 2000,- und 6000,- Euro, wobei es aktuell noch keine Förderungen gibt. Für Hartl Haus trotzdem eine absolut gerechtfertigte Investition, die sich mehr als gelohnt hat.


Man kann also gespannt sein, wo die Entwicklung dieses etwas anderen Alltagswerkzeugs hinführt.